Warum meine Helden fast immer weiblich sind

Lieber Leser,

es gibt nur eine Sache, die ich lieber mache als Bücher zu schreiben: Ihre Veröffentlichung anzukündigen! Aber dazu später mehr.

Wie Du weißt finde ich es total spitze, wenn Du mir schreibst – egal worum es geht. Letzte Woche bekam ich eine E-Mail von Margarete K. aus Stuttgart, deren Frage mich vollkommen verblüffte:

[review text=“Hallo F.W.G., mit großem Genuss habe ich die ersten drei Bände Deiner Vebiletti-Saga verschlungen. Wann kommt Nachschub?! 🙂 Dann habe ich festgestellt, dass es noch mehr weibliche Heldinnen in Ihrem Repertoire gibt. Als ich dann auch noch bemerkte, dass diese Geschichte in meiner Heimatstadt Stuttgart spielt, war ich vollkommen hin und weg. Damit hast Du jedenfalls einen Fan gewonnen! Kurze Frage: Mir gefällt das ja prima, so starke Frauen in diesen Sci-Fi-Settings, gibt es ja nicht sooo oft. Wie kam es dazu?“ whosaidit=“Margarete K., Stuttgart“ image=““]

(Vielen Dank für die Erlaubnis, das so übernehmen zu dürfen!)

Nun, wie der Zufall es will, werde ich gleich tatsächlich noch etwas zum verkappten „Schwaben-Krimi“ Verfall, bzw. seiner Fortsetzung verraten können, doch erst zum Kern der Frage: Tatsächlich sind von meinen fünf bisher veröffentlichten Romanen vier dabei (eben „Verfall“ und alle Bücher der „Misa Vebiletti“-Reihe), in denen die Hauptrolle weiblich besetzt ist.

Der Grund warum ich diese Frage so klasse finde ist dabei zunächst mal einfach erklärt: Ich wusste die Antwort zunächst einmal selbst nicht – und für einen Autor sind Rätsel das Größte, zumal wenn ihre Auflösung sich dank Introspektion in ihm selber finden lässt.
Nun könnte man annehmen, dass es sich hier um Zufall handelt, immerhin, Achtung Spoiler, werden zwei meiner nächsten vier Bücher mit männlichen Protagonisten erscheinen. Doch mit dieser Zahlenspielerei gebe ich mich nicht zufrieden. Gehen wir also auf die Suche nach einem tieferen Sinn. Ich bin mir dabei natürlich wie immer für nichts zu schade und so habe ich die renommierte Psychologin und Profilerin Ines Schultheiss gebeten, diese Frage in den Niederungen meines Verstands zu untersuchen.

F.W.G. Transchel: Ines, vielen Dank, dass Du Zeit für meine Leser und mich hast.

Ines Schultheiss: Oh schon gut. Auf eine solche Herausforderung habe ich schon lange gewartet.

FWGT: Wie meinst Du das?

Ines: Du erinnerst Dich doch schon noch daran, dass ich nach dem Geneworks-Fall ins Programm aufgenommen wurde?

FWGT: Äh, ja. Habe ich das Gefühl, da für die eine oder andere… künstlerische Entscheidung kritisiert zu werden? (hüstelt nervös) Fahre fort.

Ines: Mir ist schon klar, dass ich da ausnahmsweise am kürzeren Hebel sitze, daher nur für’s Protokoll: Mich hat keiner gefragt als mir die Geneworks-Unsterblichkeitsgene eingesetzt wurden. Und da Unsterbliche nicht arbeiten, zumindest in meiner Welt, ist unsterblich sein bisweilen ganz schön… naja, öde.

FWGT: Botschaft angekommen.

Ines: Es sei denn natürlich ich muss irgendwelchen anderen Alten nachjagen, die nicht mehr wissen…

FWGT (unterbricht sie unwirsch): Äh ja, genau. Weitere Details sparen wir uns an dieser Stelle, die gibt es erst bei Release des nächsten Buches.

Ines (grummelt): Was auch immer.

FWGT: Zurück zur eigentlichen Frage. Meine Leser wollen wissen, wieso ich anscheinend vornehmlich weibliche Helden beschreibe.

Ines: Genau. Das wiederum herauszufinden, ist natürlich meine Spezialität.

FWGT: Ich höre?

Ines: Gibt es irgendwelche einschneidenden Erlebnisse in Deiner frühen Kindheit, die…

FWGT: Das ist jetzt nicht Dein Ernst oder?

Ines: Oh weh, tief traumatisiert. Wir…

FWGT: Äh…

Ines: Aber gut. Dann halt anders. Was fühlst Du, wenn Du an die typischen männlichen Helden denkst. Spartakus, Robin Hood, James Bond?

FWGT: Ehre, Pflichtgefühl, Hingabe. Eine unerschütterliche Zuversicht.

Ines: Der klassische Held.

FWGT: Genau. Wenngleich etwas…

Ines: Ja?

FWGT: Langweilig?

Ines: …

FWGT: Naja, es ist wahr. In fünfzig Jahren James Bond gab es zwar Umbesetzungen, Remakes und Relaunches, aber keine wirkliche Charakterentwicklung. Bis auf die Daniel Craig-Trilogie am Ende. Und wenn wir schon dabei sind: Die Helden der Antike müssen ja sogar idealisiert sein, denn das damalige Publikum erwartete nun einmal monochromatische Erzählphänotypie … was man heute vielleicht wohlwollend „holzschnittartig“ nennen würde.

Ines (lacht): Ja, genau. Und das ist bei Frauen in der Heldenrolle anders?

FWGT: Nun, zunächst einmal liebe ich es ja, damit zu spielen, sie wider Willen mitten in die Action zu werfen. Sowohl Misa Vebiletti als auch (blickt zur Seite und räuspert sich) eine gewisse Ines Schultheiss… werden durch erzählerische Kniffe, ähem… äußere Umstände dazu gebracht, sich mit dem Problem persönlich zu identifizieren. Aber das macht sie nicht frei von Selbstzweifeln. Und das ist doch interessanter als schnurstracks ins Heldenversteck zu marschieren und die Entscheidungsschlacht zu suchen.

Ines: Allerdings! Das ist eine gute Sichtweise. Was wird mir wohl als nächstes … „passieren“?

FWGT: Zunächst einmal bekommst Du einen seltsamen Brief eines unbekannten Absenders, und dann stellst du fest, dass ein Alter an Gedächtnisverlust leidet, während ein anderer unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen… verdammt, Deine Verhörtechnik ist wirklich gut!

Ines: Du hast Glück, dass ich so aus der Übung bin.

FWGT
: Ich glaube, dass das bei Dir wie Fahrradfahren ist. Ein achtlos auf die Seiten geworfener Mordverdacht… und schon…

Ines: ?!?!

FWGT: Oh, schon gut. Darüber sprechen wir dann Anfang August.

Ines: Ich sehe schon, das ist alles Verschlusssache. Kann’s trotzdem kaum abwarten, wieder zu ermitteln. Eine Frage habe ich aber noch: Findest Du nicht, dass als männlicher Autor der weibliche Protagonist an sich ein wenig nach Eskapismus riecht? Lebst Du da eine Seite aus, die Du sonst nicht zeigen kannst?

FWGT: Ach du liebe Zeit, jetzt gehst Du aber ein bisschen weit, oder? Ich finde, Eskapismus hin oder her, dass es jederzeit hilfreich ist, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Die Welt erklärt sich nicht als ein kohärentes, einteiliges Konstrukt meiner Beobachtungen, sondern nur dadurch, wie sie von allen wahrgenommen und gestaltet wird. Deshalb finde ich auch die weibliche Perspektive so interessant. Weil sie einerseits fremd ist… also für mich, doch andererseits so vielschichtig, gerade im Vergleich zur männlichen.

Ines: Möchtest Du das näher ausführen?

FWGT: Lieber nicht, sonst haut mir noch die halbe Leserschaft ab. (Männer, ihr seid super!) Übrigens: Du weißt, dass Du nur fiktiv bist und ich Dich bei allzu frechen Fragen einfach wegschnipsen kann, oder? Welche Auswirkungen hat das auf Dein Urteil in diesem Fall?

Ines (lacht): Du meinst, ob ich befangen bin?

FWGT: Zum Beispiel, ja.

Ines: Naja, das glaube ich nicht. Und selbst wenn: Welchen Unterschied macht das? F.W.G. Transchel ist auch nur eine Figur, ein schmales Abbild des Menschen hinter dem Autor.

FWGT (lacht): Ich denke, dem habe ich nichts hinzuzufügen. (räuspert sich) …und sollte ich wohl auch nicht, bevor Du noch mehr Geheimnisse über mich offenlegst. Vielen Dank für das Gespräch!

Burst Cover Teil II

Soviel also zu weiblichen Protagonisten, Ines Schultheiss‘ neuem Fall und einem kurzen Einblick in meine Autorenschaft.

Wie geht es weiter?

Am 07. August 2017 erscheint Vergessen, Ines Schultheiss‘ zweiter Fall.

ps: Mit der bevorstehenden Veröffentlichung der Fortsetzung, wäre es total super, wenn jeder von Euch, der Verfall gelesen hat, beim Online-Händler seines Vertrauens eine Rezension hinterlassen könnte – was auch für das neue Buch gilt, sobald es da ist!

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